Ihre Redaktion liegt in der Kategorie Physische Sicherheit auf einem eher niedrigen Sicherheitsniveau und hat noch Raum für Verbesserungen. Doch keine Sorge! Wir haben Tipps zusammengestellt, mit denen Sie Ihre Redaktion in Sachen Sicherheit besser aufstellen können.
Wir empfehlen:
A. Erarbeiten Sie eine Check-in-Regel
Es kommt vor, dass Ihre Reporter:innen aufgrund ihrer Arbeit belästigt und bedroht werden. Verärgern sie mit ihrer Berichterstattung mächtige Organisationen oder Regierungen, laufen sie Gefahr, verfolgt, überwacht oder sogar verhaftet zu werden.
Als Leiter:in einer Nachrichtenredaktion ist es Ihre Pflicht sicherzustellen, dass Ihre Journalist:innen ihre Arbeit so sicher wie möglich ausüben können. Es gibt viele Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um die Sicherheit Ihres Teams zu erhöhen. Eine der wirksamsten grundlegenden Maßnahmen ist die Einführung einer verbindlichen Check-in-Regel.
Ein Check-in wird üblicherweise dann verlangt, wenn ein:e Reporter:in im Einsatz ist, und erfolgt in der Form, dass er:sie sich (für gewöhnlich und falls möglich telefonisch) zu bestimmten Zeiten bei einem:einer Redakteur:in meldet. Während des Gesprächs teilt der:die Reporter:in mit, ob er:sie sich unsicher fühlt oder bei der Arbeit etwas Ungewöhnliches oder Alarmierendes bemerkt hat. Meldet sich der:die Reporter:in nicht zu der vereinbarten Check-in-Zeit, leiten die Vorgesetzten die nächste Phase des Plans ein, der üblicherweise darin besteht, Notfallkontakte zu kontaktieren, um zu versuchen, den Status des:der Journalist:in zu überprüfen.
Mehr zum Thema Check-in-Richtlinien und zu anderen Maßnahmen, die Sie für die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter:innen ergreifen können, finden Sie in dem Beitrag Pre-Assignment Security Assessment des Komitees zum Schutz von Journalist:innen (CPJ).
Eine weitere mögliche Maßnahme besteht darin, eine Informationspflicht über alle Bedrohungen einzuführen, die ein:e Journalist:in bei der Arbeit erfährt. Manche Mitarbeiter:innen zögern vielleicht, Drohungen oder andere Vorfälle zu melden, aber eine:n Vorgesetzte:n zu informieren, ist wichtig damit Sicherheitspläne bei Bedarf angepasst werden können.
B. Suchen Sie Unterstützung bei regionalen Partner:innen
Wenn eine:r Ihrer Reporter:innen für seine:ihre Arbeit festgenommen, inhaftiert, bedroht oder angegriffen wird, ist eine der wirksamsten Reaktionen die Kontaktaufnahme zu lokalen, regionalen und globalen Organisationen, die sich für den Schutz der Pressefreiheit einsetzen. Druck von Außenstehenden kann Regierungen, kriminelle Vereinigungen und andere Akteur:innen dazu bewegen, Reporter:innen freizulassen bzw. unversehrt arbeiten zu lassen.
Zu den Gruppierungen, die solche Unterstützung bieten können, zählen das Komitee zum Schutz von Journalist:innen (CPJ), Article 19, Free Press Unlimited, Freedom of the Press Foundation, Reporter ohne Grenzen und Ihr lokaler oder regionaler Presseverband.
Eine weitere Möglichkeit ist, Redaktionen zu kontaktieren, die auf investigativen Journalismus spezialisiert sind, und diese um Unterstützung zu bitten, um sicher arbeiten zu können. Solche Organisationen sind bspw. Organized Crime and Corruption Reporting Project und das International Consortium of Investigative Journalists.
C. Arbeiten Sie mit einem Rechtsbeistand zusammen
Es gibt mächtige Personen, die lokale Gesetze nutzen können, um Journalist:innen zum Schweigen zu bringen, einzuschüchtern oder zu bedrängen. Ein Rechtsbeistand kann Sie im Umgang mit ungerechtfertigten Klagen, die Ihre Mitarbeiter:innen oder Ihre Arbeit beeinträchtigen, beraten. Dazu zählen Festnahmen, Verhaftungen und Inhaftierungen.
Eine gute Ressource für die Suche nach einem Rechtsbeistand ist die International Bar Association, in der Anwält:innen aus der ganzen Welt vertreten sind. Darüber hinaus können Sie versuchen, Kontakt zu Professor:innen und Studierenden einer örtlichen Hochschule aufzunehmen, die Ihre Redaktion möglicherweise kostenlos unterstützen. In einigen Regionen gibt es auch freie Rechtsberatungen, deren Unterstützung in Anspruch genommen werden kann.
Wenn Ihre Redaktion hingegen plant, langfristig im Bereich des investigativen Journalismus tätig zu sein, sollten Sie einen Rechtsbeistand haben, der Sie bei der Prüfung Ihrer Beiträge vor der Veröffentlichung unterstützt.
D. Bewerten Sie das Risiko jedes Auftrags
Bevor Sie einen Auftrag übernehmen, sollten Sie mit Ihren Reporter:innen eine Risikobewertung vornehmen. Einige Bereiche der Berichterstattung wie Kunst oder Sport bergen an sich vielleicht ein eher geringes Risiko. Dennoch können Journalist:innen allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nachrichtenorganisation zur Zielscheibe werden. Deshalb empfehlen wir, wenn möglich vor jedem Auftrag, der Außeneinsätze umfasst, eine Risikobewertung vorzunehmen.
Eine solche Bewertung muss nicht unbedingt viel Zeit in Anspruch nehmen. Entwickeln Sie mit der Zeit Abläufe, die für Sie am besten funktionieren. Im Allgemeinen sollte eine gute Risikobewertung folgende Punkte umfassen:
Benennen Sie vergangene und aktuelle Bedrohungen in Ihrem Bereich/Gebiet
Erstellen Sie eine Liste Ihrer Notfallkontakte und Check-in-Verfahren
Formulieren Sie detailliert, welche Schritte Sie ergreifen, um Ihr Risiko zu verringern
Wenn Sie in Sachen Risikobewertung noch ganz am Anfang stehen, bieten Ressourcen wie die Risikobewertungsvorlage des Komitee zum Schutz von Journalist:innen (CPJ), der UNESCO Safety Guide for Journalists und diese Leitfäden des Rory Peck Trust Hilfestellung.